Geschichten, Miniaturen, Thriller & Lyrik – von Michaela und Günter

Darknet-Alpträume – Thriller von Günter Schaden, jetzt als E-Book erhältlich

Schlagwort: Satire Seite 1 von 4

Ein Schild, das den Zutritt zur Baustelle verbietet und auf die Haftung der Eltern hinweist.

Das Pronomen

Jaqueline, Volksschullehrerin aus Leidenschaft, war – wie an jedem Schultag – auf dem Weg zur Arbeit. Gedankenverloren folgte sie den Betonlabyrinthwegen durch die Kabelwerksiedlung. Der Baustellenlärm an der U-Bahnstation Tscherttegasse riss sie wieder in die Gegenwart zurück. Sie ging am Pflegeheim mit Blick auf den Altmannsdorfer Friedhof vorbei, über die Brücke zum Eingang der Station. Ein Bauarbeiter hatte gerade ein Schild an einer Baustellentür angebracht und schlurfte langsam zurück zu seinem Arbeitsplatz. Jaquelines Blick richtete sich auf das Schild und schwenkte weiter zur Treppe. Plötzlich schoss ihr Blick wieder zurück. Was hatte sie da gelesen? Das konnte nicht sein. Forsch schritt sie zu der Tür und betrachtete das Schild genau. Sie schob ihre Brille zurecht und schüttelte enttäuscht den Kopf. Da sah sie, dass der Bauarbeiter, der das Schild montiert hatte, noch im Eingangsbereich stand und auf sein Handy starrte.

Jaqueline konnte das nicht auf sich beruhen lassen – sie hatte einen Bildungsauftrag!

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

(Randnotiz: Mehr Miniaturen → Miniaturen-Übersicht)

Eine Schafherde mit mehreren Schafen, die auf einer grünen Wiese grasen.

Abwesenheit

Es war Herbst geworden in der Prärie.

Die Tipis des kleinen indigenen Volkes waren an diesem dunklen Abend leer – bis auf eines.

Little Fox ging den Weg zum großen Zelt hinauf. Beim Betreten fiel sein Blick zuerst auf das Feuer, das mittig hinter der niedrigen Steinmauer brannte. Langsam fanden die Schatten der Gesichter durch den Rauch den Weg in seine Augenwinkel. Er ließ seinen Blick im Kreis wandern. Alle waren da. Der Stammesrat saß nah am Feuer, und hinter ihnen der Rest des Clans. Der Häuptling trug eine Holzmaske, verbunden mit einem riesigen, bunten Kopfschmuck.

„Irgendwann trage ich auch diese Maske“, dachte Little Fox und setzte sich so nah er konnte hinter ein Mitglied des Stammesrates.

Häuptling Standing Rock hob die Augenbraue, als Little Fox das Ritual störte, machte aber unbeirrt weiter. Langsamen Schrittes ging er im Kreis, das Buch der Vorfahren hochhaltend, und las wortgewaltig daraus vor.

„Die Zeit ist gekommen, es ist der Monat der fallenden Blätter. Wie ihr alle wisst, bedeutet das, dass die Schafe geschlachtet werden müssen, damit wir Fleisch und Felle für den Winter haben.“

Iron Buffalo, der Schamane des Stammes, schüttelte wissend mit dem Säckchen und unterbrach damit die Stille.

„Wie jedes Jahr werden wir auch heute wieder auslosen, wem diese hohe Verantwortung zuteilwerden wird“, sprach der Häuptling weiter.
Jeder wusste, was sich in dem Säckchen befand: Knochen, Steine, Muscheln und kleine Holzstäbchen. Ein Stück des Inhalts wurde jedes Jahr aufs Neue rot eingefärbt, und wer dieses Teil zog, musste die Schafe töten.
So begannen sie reihum zu ziehen. Niemand zeigte, was er hatte – das war Brauch. Erst wenn alle gezogen hatten, würden sie gleichzeitig die Hände öffnen.

Nach einem lauten Schrei von Häuptling Standing Rock öffneten alle gleichzeitig die Hände.
Little Fox, der nicht daran glaubte, dass er den roten Teil ziehen würde, streckte seine Hand siegessicher nach vorne. Was er sah, gefiel ihm gar nicht. Ein Raunen, gefolgt von leisem Getuschel, ging durch das Zelt. Er hatte einen roten Knochen in der Hand – und so war es besiegelt.
Es gab keinen Ausweg für ihn. Er wollte das nicht tun. Er war doch erst dreizehn Jahre alt und hatte keine Erfahrung. Wieso musste es ausgerechnet ihn treffen?

Und so machte er sich widerstrebend auf den Weg ans Ende der Siedlung zur Scheune, wo die Schafe gehalten wurden. Um es hinauszuzögern, ging er langsam und trödelte herum.
Bei der Scheune angekommen, guckte er durch ein kleines Loch in der Wand. Was er sah, war … nichts. Es war stockdunkel. Das kleine Feuer, das eigentlich immer brannte und Licht brachte, war erloschen.
Darüber freute er sich sehr, musste er doch nochmals zurück zum großen Zelt und eine Fackel holen. Vielleicht fiel ihm unterwegs noch eine Ausrede ein.

Im Zelt starrten ihn alle so an, dass er eilig zurückging. Er erklärte, er brauche eine Fackel. Eine Ausrede war ihm nicht eingefallen, und so machte er sich wieder auf den Weg.
Sein Herz pochte bis zum Hals, die Angst wuchs. Er blieb stehen, sprach sich Mut zu, atmete tief ein, öffnete mit zitternder Hand das Tor – und sah … wieder nichts.

Der Stall war leer, kein einziges Schaf war da.
Er ging durch den Stall, leuchtete in jede Ecke. Kein Schaf weit und breit.

Little Fox fragte sich, wo sie wohl alle hingekommen waren.
Dann, in der letzten Ecke, wurde klar, warum: Zwei morsche Planken waren abgebrochen, und es klaffte ein Loch – gerade groß genug, dass die Schafe durchschlüpfen konnten. Sie waren längst über alle Berge.

Tja, was soll ich euch sagen: Es wurde ein seeeehr langer und seeeeehr kalter Winter für das kleine Volk. 
 
 
 

Ein Lehrer präsentiert eine Abwesenheitsliste mit dem Hinweis 'Einer abwesend' vor einer Gruppe von Schülern.

Abwesenheitsliste der Zukunft

„Huber?“
„Abwesend!“
„Pospischil?“
„Abwesend!“
„Schaden?“
„Hihi“, kicherte irgendein Depp hinter mir.
„Anwesend!“

Schockierte Stille.

„Entschuldigung?“
„Kein Problem, Herr Fessor.“

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Vier Tauben fressen Körner auf einem Steinboden in einem Innenraum.

Sodbrennen im Märchenland

„Guru, Guru…“, äffte Mathilda das Gurren ihrer Schwestertauben nach.
„Immer fleißig picken, ohne Sinn und Verstand,“ dachte Mathilda.

Was hatte Aschenputtel gesagt: „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“

„Die schlechten am Arsch, bin doch nicht blöd und fresse das verdorrte, verschimmelte Zeug. Wollte ja helfen – wegen dem Mitleid und so. Aber nach der zehnten Linse hatte ich schon Sodbrennen, da dachte ich: Na, ich picks raus – aber fressen kann sie’s ja selber, wenn’s ihr so wichtig ist.“

Pick, pick, spuck, spuck.

Angewidert sah Mathilda zu, wie ihre ausgespuckten, ekelhaften Linsen umgehend von Dora und Lina aufgepickt und verspeist wurden.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Eine Sammlung von Postkarten mit verschiedenen Landschaftsmotiven in einem Aufsteller.

Urlaub

Durch Arbeit kann man Geld ersparen,
um damit in den Urlaub zu fahren.
 
Als Erholung von den vielen Terminen,
soll der Urlaub vor allem der Erholung dienen.
 
Nun gilt es zu entscheiden welches Land,
solls in die Berge oder an den Strand?
 
Manche lieben ja den Strand,
buddeln für ihr Leben gern im Sand
und holen sich dabei noch einen Sonnenbrand.
 
So quetscht man sich in einen Flieger rein,
das Ziel soll möglichst weit weg von zu Hause sein.
 
Solls in die Berge geh‘n, nimmt man besser einen Zug,
denn der ist meist billiger als ein teurer Flug.
 
Da geht es dann bergauf, bergab
und abends ist man völlig platt.
 
Andere wollen ständig neues seh‘n,
und müssen durch viele Städte Gassen geh‘n,
bis sie Blasen haben, an den Zeh‘n.
 
Auf eines kann man sicher zählen,
die Kinder werden nörgeln und auch quälen.
 
So ist es in der Familie gar nicht leicht,
ob man eine klare Entscheidung erreicht.
 
Denn jedes Familienmitglied will wo anders hin,
so ergibt der Urlaub keinen Sinn.
 
Da bleibt es nur noch sich zu überlegen,
den Urlaub vollends zu verlegen.
 
Am besten sollte man das mit dem Urlaub lassen,
denn einer aus der Familie wird dich immer hassen.
 
Das Schlaueste wäre wieder in die Arbeit zu fahren,
um sich den Stress gleich gänzlich zu ersparen.

Traditionelle Almhütte mit Holzverkleidung und Fensterblumen in den Bergen.

Liebs Tagebuech, Lockdown!

Liebs Tagebuech!

Heute ist Montag, der 15. Juni 2020, und der Lockdown ist endlich vorbei! Einen ganzen Monat musste ich den herumtigernden Ziegenpeter ertragen, eingesperrt in unserer kleinen Züricher Wohnung. Immerzu jammerte er über seine Umsatzeinbußen, weil alle nur an ihr Überleben und nicht an den Kauf eines neuen Teslas dachten. Ich hatte mich um alles kümmern müssen, den Alm-Öhi und Fräulein Rottenmayer aus ihren Altersheimen loseisen und in unsere Almhütte verfrachten. Dem sturen Öhi klarmachen, dass er die Kreuzfahrtreise zu seinem 100er im April besser verschieben sollte, sonst würde er als fliegender Holländer enden.

War das ein Spaß!

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Senioren, die auf Fahrradergometern in einem Raum mit Fenstern trainieren.

Glücksmomente aus Stahl

„Tretet, ihr faulen Hündinnen!“, schrie Energie-Drillinstructorin Azra.
Heute musste sie kein Binnen-I verwenden, weil nur Frauen in ihrer Gruppe waren. Aber sie war grundsätzlich keine diskriminierende Person, denn sie verachtete einfach alle Menschen gleichermaßen.

Wenn sie etwas im Leben mochte, dann war es ihre Arbeit in der Glücksmomente-Pensionistenfabrik: geregelte Arbeitszeiten, klare Hierarchien, altes, schwaches, aber resigniertes Arbeitspersonal.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Silhouette einer Frau in einem langen Kleid vor einer alten Ruine bei Sonnenuntergang.

Rapunzels Gewerkschaftslaken

„Sei immer vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen!“, hatte meine Großmutter immer wieder gesagt.
Aber jung und dumm, wie ich war, hatte ich natürlich nicht auf sie gehört.

Ich träumte davon, ein Schlossfräulein zu sein, mit Zofen und Dienern und einem Prinzen, der mich anbetete. Und da war diese verfallene Schlossruine, in der unsere Clique am Wochenende immer abhing.

Natürlich war meistens auch Alkohol im Spiel.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Eine Achterbahn mit Fahrgästen, die über einen Freizeitpark mit einem bunten Pavillon und einem Pool fährt.

Kater im Prater

Ich sitze auf einer Parkbank mitten im Würstelprater. Keine Ahnung, wie ich hier gelandet bin.

Es ist früh, aber die Sonne reflektiert schon viel zu grell an den Glasflächen.
Ich kneife die Augen zusammen, doch es hilft nicht gegen das Gekreische der Fahrgäste in der Achterbahn hinter mir.

Dröhnende Kopfschmerzen.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Bunte Illustration eines Gehirns mit Brille, das einen Sonnenblitz hält, umgeben von Wolken und Sternen.

Perfekter Urlaub?

Perfekter Urlaub?

Schon der Gedanke daran, dass ein Urlaub perfekt werden soll, lässt mir Stresshormone durch den Körper schießen. Woran soll ich diese Perfektion messen?

100% Spaß von wie vielen möglichen Punkten?

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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