Geschichten, Miniaturen, Thriller & Lyrik – von Michaela und Günter

Darknet-Alpträume – Thriller von Günter Schaden, jetzt als E-Book erhältlich

Kategorie: Miniaturen & Kurzprosa Seite 1 von 8

Miniaturen & Kurzprosa: kurze, prägnante Texte, die Momentaufnahmen, Gedanken und kleine Geschichten in verdichteter Form einfangen.

Sissy – ein Dachziegel mit Ehrgeiz

„Boah, das war heiß. Aber deswegen musst du mich nicht so fest mit deiner Kneifzange anpacken, du Knilch!“
Elisabeth, frisch gebrannter Dachziegel aus Keramik, war unheimlich stolz auf ihren zukünftigen Beruf.
Sie würde in der Sonne strahlen, während ihre Ziegel-Vettern nur in einer anonymen Wand unter Verputz verschwinden würden.
Elisabeth knackte leise, während sie in die Abkühlkammer geschoben wurde.
„Oh, wie schön war meine Geburt gewesen“, schwärmte sie in der dunklen Kammer, „Die Sonne schien mir auf den Bauch und das Schrumpfen tat gar nicht weh“.
Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihr neues Kleid aussah.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Wartender Mann auf einem Koffer im Flughafen, Blick ins Leere, umgeben vom Gedränge der Abflughalle.

Zwischen Gate und Gedanken

Ich warte darauf, dass die Zeit vergeht.
Mein Flug ist jetzt um drei Stunden verspätet.
Ich sitze auf meinem Koffer in der überfüllten Abflughalle.
Mein Handy steckt abgeschaltet in der Seitentasche meiner Jacke: nur noch zehn Prozent Akku, die Powerbank längst leer.
Mein Blick schweift über die anderen Wartenden.
Eine Familie mit Kleinkind.
Das Kind schläft tief und selig im rauschenden Lärm des Wartebereichs.
Ach, könnte ich auch so selig schlafen.
Ein Geruch nach Kaffee dringt in meine Nase, und mein Magen beginnt zu knurren.
Doch meine Gedanken kehren immer wieder zu Kerstin zurück.
So viele Stunden lang hatten wir uns alles erzählt, und dann habe ich spontan diesen Flug gebucht.
Soll ich ihr jetzt schreiben?
Aber was, wenn ich das Handy später noch brauche?
Wird sie so lange auf mich warten?

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Illustration einer märchenhaften Welt mit wachsenden Häusern und riesigen schnurrenden Katzen.

Wo die Katzenriesen schnurren

Es war einmal in einem fernen Land, in dem Häuser aus dem Boden wuchsen wie Pilze.
Das war sehr praktisch für die Menschen, die dort wohnten – hatte aber auch einen Nachteil.
 
Denn wenn die Häuser groß wurden und in allen Farben schillerten, begannen sie nach auch nach Minze zu duften – eine köstliche Leckerei für die Katzenriesen, die herangetatzt kamen und sie genüsslich verspeisten.
 
Die Menschen mussten sich dennoch keine Sorgen machen, mitverspeist zu werden, denn die hungrigen Katzen kündigten sich schon von Weitem mit einem erdbebenähnlichen Schnurren an.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Regen auf einer dunklen Waldlichtung mit Blitz und Reh-Silhouette.

Sommerregen auf der Lichtung

Regentropfen auf meiner Haut. Also stehe ich im Regen.
Wie bin ich hier gelandet?
 
Ich stehe auf einer Lichtung.
Das Gras strömt einen Geruch nach Kindheit aus.
Ein Blitz.
Es kracht und der scharfe Geruch nach Ozon verdrängt den sanften Wiesenduft.
Ich habe keine Angst. Ich öffne den Mund und schmecke den mineralischen Sommerregen.
 
Eine Windböe fährt über die Lichtung.
Der harzige Geruch der Kiefernadeln schmeckt bitter auf der Zunge.
Meine nackten Zehen spüren Gänseblümchen und die langen Stiele des Löwenzahns.
 
Ein weiterer Blitz durchbricht die zähflüssige Dunkelheit.
Da, am Waldrand: Das Bild eines zarten Rehs brennt sich in meine Netzhaut.
Ich drehe mich um. Kein Donner zu hören.
Stille und der Geruch von feuchtem Waldboden bleiben zurück

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Illustration eines nervösen Tiefsee-Oktopus mit Seegras, Schleim und Tintenschwall – Titelbild zur Miniatur „Seegras, Schleim und Deadline“.

Seegras, Schleim und Deadline

Tau streckte sich und schlug verschlafen mit einem Tentakel auf den Schrillfisch, der über ihm schwamm.
Der Schrillfisch plusterte sich indigniert auf und schwamm weiter zum nächsten morgendlichen Weckopfer.

Tau wickelte sich aus seiner Tangdecke und streckte seine Tentakel.
Sein Blick fiel auf die Knallfischuhr.
„Dieser verdammte Schrillfisch hat mich schon wieder zu spät geweckt!“, gurgelte er panisch.
Jetzt blieb ihm nur noch eine Gravitationseinheit Zeit bis zum Start seiner Präsentation!

Viele Mondgravitationen lang hatte er dafür gelernt, Lernschwämme gewälzt und Anemonen programmiert.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Füße im Schlamm am Donaualtarm – Flusslandschaft mit Weiden und Wind

Am Donaualtarm

Meine Füße graben sich in den schlammigen Sand des Donaualtarms.
Er ist schmal; am Ufer und auf der Sandbank links neben mir wachsen Weiden und Pappeln wild durcheinander.

Es ist eine ganz eigene Geruchsmischung.
Die Blätter der Bäume strömen einen würzigen Geruch aus.
Ich habe ihn noch an keinem anderen Ort so gerochen.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Ein Seehund schwimmt durch Unterwasserpflanzen mit einer Pflanzenkrone auf dem Kopf.

Ritual unter den Zwillingssonnen

Der Tag des Rituals war endlich gekommen.

K’re hatte Angst. Nicht, weil sie wusste, dass sie heute sterben würde. Die Gewissheit ihres Todes machte ihr schon lange keine Angst mehr. Aber sie musste jede Nacht grauenvolle Albträume ertragen, die sie immer wieder dazu zwangen, den qualvollen Tod ihres ungeborenen Sohnes durchzuleben.

Sie hatte sich unzählige Male gefragt, warum das Universum gerade sie aus ihrem Rudel ausgewählt hatte. Doch die Zeit der Ungewissheit und Selbstzweifel war endlich vorbei.

K’re schwamm an der Spitze einer Gruppe, die außer ihr noch acht weitere schwangere Weibchen enthielt. Sie hielten alle sehr ruhig und diszipliniert ihre jeweilige Position hinter ihr und schlängelten sich fokussiert durch den Kelpwald.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Ein Schild, das den Zutritt zur Baustelle verbietet und auf die Haftung der Eltern hinweist.

Das Pronomen

Jaqueline, Volksschullehrerin aus Leidenschaft, war – wie an jedem Schultag – auf dem Weg zur Arbeit. Gedankenverloren folgte sie den Betonlabyrinthwegen durch die Kabelwerksiedlung. Der Baustellenlärm an der U-Bahnstation Tscherttegasse riss sie wieder in die Gegenwart zurück. Sie ging am Pflegeheim mit Blick auf den Altmannsdorfer Friedhof vorbei, über die Brücke zum Eingang der Station. Ein Bauarbeiter hatte gerade ein Schild an einer Baustellentür angebracht und schlurfte langsam zurück zu seinem Arbeitsplatz. Jaquelines Blick richtete sich auf das Schild und schwenkte weiter zur Treppe. Plötzlich schoss ihr Blick wieder zurück. Was hatte sie da gelesen? Das konnte nicht sein. Forsch schritt sie zu der Tür und betrachtete das Schild genau. Sie schob ihre Brille zurecht und schüttelte enttäuscht den Kopf. Da sah sie, dass der Bauarbeiter, der das Schild montiert hatte, noch im Eingangsbereich stand und auf sein Handy starrte.

Jaqueline konnte das nicht auf sich beruhen lassen – sie hatte einen Bildungsauftrag!

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Ein Lehrer präsentiert eine Abwesenheitsliste mit dem Hinweis 'Einer abwesend' vor einer Gruppe von Schülern.

Abwesenheitsliste der Zukunft

„Huber?“
„Abwesend!“
„Pospischil?“
„Abwesend!“
„Schaden?“
„Hihi“, kicherte irgendein Depp hinter mir.
„Anwesend!“

Schockierte Stille.

„Entschuldigung?“
„Kein Problem, Herr Fessor.“

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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Vier Tauben fressen Körner auf einem Steinboden in einem Innenraum.

Sodbrennen im Märchenland

„Guru, Guru…“, äffte Mathilda das Gurren ihrer Schwestertauben nach.
„Immer fleißig picken, ohne Sinn und Verstand,“ dachte Mathilda.

Was hatte Aschenputtel gesagt: „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“

„Die schlechten am Arsch, bin doch nicht blöd und fresse das verdorrte, verschimmelte Zeug. Wollte ja helfen – wegen dem Mitleid und so. Aber nach der zehnten Linse hatte ich schon Sodbrennen, da dachte ich: Na, ich picks raus – aber fressen kann sie’s ja selber, wenn’s ihr so wichtig ist.“

Pick, pick, spuck, spuck.

Angewidert sah Mathilda zu, wie ihre ausgespuckten, ekelhaften Linsen umgehend von Dora und Lina aufgepickt und verspeist wurden.

Die vollständige Geschichte erscheint in einem geplanten Band mit Miniaturen und Kurzprosa.

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