„Sei immer vorsichtig mit dem, was du dir wünscht, es könnte in Erfüllung gehen!“, hatte meine Großmutter immer wieder gesagt.
Aber jung und dumm, wie ich war, hatte ich natürlich nicht auf sie gehört.
Ich träumte davon, ein Schlossfräulein zu sein, mit Zofen und Dienern und einem Prinzen, der mich anbetete. Und da war diese verfallene Schlossruine, in der unsere Clique am Wochenende immer abhing.
Natürlich war meistens auch Alkohol im Spiel.
Eines nächstens kamen wir auf die strunzdumme Idee, Rapunzel nachzuspielen.
Ich hatte die längsten Haare, also musste ich auf den Turm klettern.
Was soll ich sagen, ihr seht ja, jetzt schwebe ich herum mit diesem lächerlichen, gewerkschaftlich verordneten Berufslaken. Tagaus, tagein, vom eingestürzten Keller bis hinauf in den Ruinenturm.
Nix mit Brokatvorhängen, Zofen und Prinzen, nur spuken zwischen besoffenen Teenagern, die meine darstellerischen Fähigkeiten nicht zu würdigen wissen.
Aber vielleicht ist ja einmal ein unvorsichtiger Prinz dabei, hoffentlich nicht zu öde, der mich in der gespenstischen Haushaltsführung unterstützen könnte.

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