Es gibt Momente im Schreiben, da merkt man plötzlich: Hier wächst etwas schneller, als ich hinterherkomme.
Und genau an diesem Punkt stand ich in den letzten Tagen. Während ich in meinen Projektmodulen, Notizen und Szenarios herumgegraben habe wie ein leicht übermüdeter Archäologe mit Koffeinüberschuss, wurde klar:
Die Schattenlicht-Serie braucht eine eigene Serienbibel.
Nicht wegen Ordnungsliebe (die ist bei mir ohnehin eher episodisch), sondern weil die Welt im Hintergrund inzwischen so viele unterirdische Gänge, lose Enden, atmosphärische Seitenpfade und figurenpsychologische Trampelpfade hat, dass ich mich manchmal fühle wie ein Landschaftsgärtner, der versucht, einen Dschungel als Zen-Garten auszugeben.
Die Serie wächst nämlich nicht brav linear.
Sie wächst wie ein Dickicht:
Hier ein Ast aus Beccas Vergangenheit, dort ein Schatten in der Gegenwart, dazwischen ein Geräusch, ein Geruch, ein flüchtiger Gedanke — und plötzlich ist da eine ganze Lichtung, die ich beim Schreiben eigentlich gar nicht geplant hatte. Die Echos sprießen wie Pilze nach einem warmen Regen, und die Fragmente tanzen ohnehin nach ihrer eigenen Zeitlogik.
Also gut. Wenn die Serie schon wuchert, dann bekomme sie wenigstens ein Baugerüst.
Eine Serienbibel, nicht als starre Gesetzestafel, sondern als Expeditionskarte:
ein Ort, an dem ich notiere, was dieses Universum zusammenhält, welche Stimmen darin sprechen, welche moralischen Risse durch die Figuren laufen und welche Atmosphäre über allem schwebt.
Ich will nicht jedes Mal mit der Machete durch 15 Dokumente hacken müssen, um herauszufinden, wann ich mir welche Idee wo hingekritzelt habe.
Und sobald man merkt, dass man denselben Gedanken in drei verschiedenen Dateien geparkt hat, weiß man:
Es ist Zeit für eine Ordnungskraft. Oder wenigstens eine halbwegs lesbare Karte.
Die Serienbibel wird also mein Kompass.
Sie hält fest, was die Romane trägt, was die Echos miteinander verbindet und welche inneren Regeln in dieser Welt gelten, damit nicht irgendwann ein Plotloch aufspringt wie eine schlecht gesicherte Baugrube.
Und falls unterwegs neue Pfade entstehen — wunderbar.
Ich will ja gar nicht verhindern, dass die Serie lebt.
Ich will nur vermeiden, dass ich irgendwann in meinem eigenen Schattenlicht-Dickicht verloren gehe und ein Suchtrupp mit Stirnlampen losgeschickt werden muss.
Kurz gesagt:
Die Serie wächst.
Ich wachse mit.
Und jetzt bauen wir gemeinsam eine Karte für dieses wuchernde Universum.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.