Tempo & Atmosphäre
Vor kurzem schrieb eine Leserin, Darknet-Alpträume sei „ein hochkonzentrierter Einblick in einen einzigen, entscheidenden Tag“ mit einer „fast filmischen Echtzeit-Atmosphäre“.
Das trifft ziemlich genau, worum es mir beim Schreiben ging:
eine Geschichte, die nicht in Kapiteln denkt, sondern in Atemzügen.
Ein Thriller, der den Leser nicht begleitet wie eine Kamera, sondern wie ein Puls.
Nicht wegblenden, nicht springen, nicht erklären — sondern dranbleiben.
Der Tag, den Becca erlebt, ist dicht, roh und ohne Ausweichfläche.
Und genau so sollte sich auch das Lesen anfühlen.
Warum Echtzeit?
Echtzeit ist für mich kein formaler Trick, sondern ein Werkzeug der Wahrnehmung.
Sie zwingt mich dazu, nichts zu beschönigen und nichts zu überspringen.
Kein bequemes Kapitelende, kein dramaturgischer Schnitt, der Spannung künstlich erhöht.
Alles passiert im Moment, und dieser Moment kann chaotisch sein, schnell, brüchig – oder still.
Ich wollte zeigen, wie sich ein einziger Tag anfühlt, wenn jede Entscheidung Konsequenzen hat, aber keine Zeit bleibt, sie zu verstehen.
Echtzeit schafft dafür den richtigen Druck:
Man liest Beccas Geschichte so, wie sie sie durchlebt — ohne Puffer, ohne Rückblende, ohne Verschnaufpause.
Was das mit Becca macht
Becca ist eine Figur, die viel kontrolliert, aber wenig preisgibt.
Und ich wollte, dass die Lesenden diese Kontrollen spüren:
Wie sie versucht, ruhig zu bleiben, obwohl alles kippt.
Wie sie entscheidet, ohne richtig zu entscheiden.
Wie ihr Körper Dinge tut, während ihr Kopf versucht aufzuholen.
Echtzeit zwingt auch die Figur, im Moment zu funktionieren:
Keine Erklärung ihrer Vergangenheit, keine Reflexion, kein Voice-over.
Jede Regung, jede Unsicherheit, jeder kleine Fehler wird spürbar.
Die Frage „Wer ist Becca wirklich?“ bleibt bewusst offen.
In Darknet-Alpträume sieht man sie nur durch die Sekunden eines einzelnen Tages — nicht durch eine Biografie.
Wie man Cybercrime erzählt, ohne zu nerdig zu werden
Cybercrime ist ein komplexes Feld, das schnell trocken oder übertechnisch wirken kann.
Mir war wichtig, dass die Technik Werkzeug bleibt, nicht Thema.
Ich schreibe sie so, wie Becca sie benutzt:
funktional, klar, ohne Show.
Keine Buzzwords, kein „Hacken in fünf Schritten“, keine Tutorials.
Stattdessen:
Was bedeutet digitale Kontrolle?
Wie fühlt es sich an, wenn man weiß, dass jede Spur gefährlich ist?
Wie verwischt man eine Identität, während man sie benutzt?
Technik in diesem Thriller sollte das Gleiche tun wie Gewalt:
nicht erklären, sondern wirken.
Mini-Vorschau auf Band 2
In Darknet-Alpträume sieht man Becca an einem Tag, der sie an Grenzen bringt.
In Band 2 verschiebt sich der Fokus:
Nicht auf das, was passiert — sondern auf das, was dieser Tag hinterlässt.
Keine Fortsetzung der Handlung, sondern eine Fortsetzung der Wahrnehmung.
Ein Blick auf das, was sich in ihr verändert hat,
und auf das, was schon lange in ihr gearbeitet hat, bevor der erste Band begann.
Die Rezension, die mich zu diesem Text inspiriert hat, findet ihr hier:
→ Link zur Rezension
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