Es gibt Tage, an denen ich nicht an einer Szene schreibe.
Nicht an Handlung, Konflikt oder Struktur.
Sondern an einem Echo.

Echos sind reine Beobachtungen. Sie erzählen nichts, sie erklären nichts. Sie greifen die Stimmung eines Moments auf, die Temperatur eines Gedankens, die Schwere eines Atemzugs. Sie verdichten den Roman, ohne ihn weiterzudrehen.

Während ich an Band 2 von Schattenlicht arbeite, sind diese Echos zu einem festen Bestandteil meines Schreibprozesses geworden. Sie entstehen dort, wo die Handlung kurz innehält — in den winzigen Zwischenräumen, die beim Schreiben oft übersehen werden. Genau dort liegt für mich der eigentliche Kern der Geschichte: das, was zwischen zwei Kapiteln spürbar bleibt.

Ein Echo beginnt für mich selten mit Worten. Oft ist es eine Wahrnehmung: ein Geräusch im Hintergrund, ein Stück Dunkelheit, eine Erinnerung, die nicht ganz greifbar ist. Ich schreibe sie nicht, um Informationen zu liefern, sondern um Atmosphäre zu halten. Um zu verstehen, wie sich die Welt anfühlt, in der Becca lebt — und wie sie sie wahrnimmt.

Vielleicht ist das der Grund, warum ich Echos so mag: Sie sind leise. Sie haben keinen Auftrag, nichts zu beweisen. Und doch tragen sie etwas, das die Handlung alleine nicht tragen kann. Sie schaffen Zusammenhang, auch wenn sie nichts konkretes verbinden. Sie erweitern die Geschichte, ohne in ihr Platz einzunehmen.

Schreiben heißt für mich nicht nur, die Handlung voranzutreiben.
Es heißt auch, sie zu verdichten.
Und manchmal entsteht genau dort, in einem Echo, der Ton, der später das ganze Kapitel trägt.