Den heiligen Gral
Such ich heut zum letzten Mal
Mit meinen 99 Jahren
Kann der Gral zur Hölle fahren
Gesucht jahraus jahrein
Von Köln bis nach Essen
War das Bier zum Vergessen
Verlor mein linkes Bein
Fand es in Dortmund wieder
Ergänzte neu die Glieder
Erhob den Kelch zum Feiern
Morgen such ich ihn in Bayern!
Aber auch in Bayern nicht
Kein Gral in Sicht
Kein Grund zum Feiern
Nur die Gicht sticht
Will ich denn ewig leben
Wenn ich den Gral jetzt find
Wenn nur die Zeit verrinnt
Doch die Glieder weiter beben
So lieg ich jetzt auf meiner Matte
Den Blick hinauf zum Himmel
Gedanken wie aus Watte
Im Schoß der ausgelesn’e Simmel
Monat: Mai 2025 Seite 1 von 2


Sie saßen in der Tafelrunde
und machten dem König folgende Kunde.
Oh König, der heilige Gral ist verloren,
jemand hatte sich gegen euch verschworen.
Auf Pferden kamen die Tempelritter geritten,
während sie sich dabei heftig um die Verantwortung stritten.
Es ging tatsächlich um Moral und Tugend
und um die Gunst des Königs lugend.
So machte sich eine Gruppe auf den Gral zu suchen,
und verschwendete dabei Zeit durch unnützes fluchen.
Sie kämpften sich durch Stadt und Land,
schlugen alles kurz und klein, ich sag euch, es war allerhand.
Schließlich ging es um den heiligen Gral,
da hatten sie wohl kaum eine Wahl.
Die Suche nach dem Gral nie ein Ende fand,
da sich um die Ritter ebenso eine Verschwörung band.
König Philipp IV. als auch Papst Clemens V. wollten den Templer’schen Schatz,
und machten sich nach jedem einzelnen auf die Hatz.
So wurden alle Ritter hingerichtet
und der Gral ward niemals wieder gesichtet.

„Sei immer vorsichtig mit dem, was du dir wünscht, es könnte in Erfüllung gehen!“, hatte meine Großmutter immer wieder gesagt.
Aber jung und dumm, wie ich war, hatte ich natürlich nicht auf sie gehört.
Ich träumte davon, ein Schlossfräulein zu sein, mit Zofen und Dienern und einem Prinzen, der mich anbetete. Und da war diese verfallene Schlossruine, in der unsere Clique am Wochenende immer abhing.
Natürlich war meistens auch Alkohol im Spiel.
Eines nächstens kamen wir auf die strunzdumme Idee, Rapunzel nachzuspielen.
Ich hatte die längsten Haare, also musste ich auf den Turm klettern.
Was soll ich sagen, ihr seht ja, jetzt schwebe ich herum mit diesem lächerlichen, gewerkschaftlich verordneten Berufslaken. Tagaus, tagein, vom eingestürzten Keller bis hinauf in den Ruinenturm.
Nix mit Brokatvorhängen, Zofen und Prinzen, nur spuken zwischen besoffenen Teenagern, die meine darstellerischen Fähigkeiten nicht zu würdigen wissen.
Aber vielleicht ist ja einmal ein unvorsichtiger Prinz dabei, hoffentlich nicht zu öde, der mich in der gespenstischen Haushaltsführung unterstützen könnte.

Ich sitze auf einer Parkbank mitten im Würstelprater. Keine Ahnung, wie ich hier gelandet bin.
Es ist früh, aber die Sonne reflektiert schon viel zu grell an den vielen Glasflächen.
Ich kneife die Augen zusammen, aber das hilft leider nichts gegen das Gekreische der Fahrgäste in der Achterbahn hinter mir.
Dröhnende Kopfschmerzen.
Der Geruch nach ranzigem Fett, der von der Langosbude über mich hinwegzieht, lässt meinen Magen rebellieren. Meine pelzige Zunge ist ganz ausgetrocknet und schmeckt nur bittere Galle. Eine Stimme dröhnt aus einem Lautsprecher:
„Wer hat noch nicht, wer will noch mal?“
Ich presse die Hände an meinen Kopf, um ihn am Explodieren zu hindern.
Ein kalter Lufthauch aus der Geisterbahn lässt mich erschauern und ich bekomme Gänsehaut am ganzen Körper.
Meine Blase ist zum Bersten voll und mir ist speiübel.
Mein Blick wandert zwischen den Büschen rechts gegenüber und dem Toilettenhäuschen links hin- und her.
Ich stehe wankend auf.
Das schrille Pfeifen der Liliputbahn treibt mich voran.
Ich krame in meiner Hosentasche.
50 Cent.
Ich werde mein Glück mit dem Toilettenhäuschen versuchen.

Perfekter Urlaub?
Schon der Gedanke daran, dass ein Urlaub perfekt werden soll, lässt mir Stresshormone durch den Körper schießen. Woran soll ich diese Perfektion messen?
100% Spaß von wieviel möglichen Punkten?
Ich versuche, mir eine Spaßskala vorzustellen.
Ok, 0 ist tödliche Öde. Hmm, was wäre das zum Beispiel?
Jeden Tag die gleiche Umgebung?
Das ist aber die Definition eines Strandurlaubes, der aber auch Spaß machen kann.
Schlechtes Essen, dreckige, laute Umgebung, Gestank, Krankheit, Seuchen, äh, da vergeht mir höchstens grundsätzliche die Lust auf Urlaub.
Na gut, dann das andere Ende der Skala, wann gibt es 100 Punkte?
Oder ist die Skala nach oben offen? Nicht hilfreich, grrr.
Hypothese, die Skala ist begrenzt. Aber wie veri- oder falsifiziere ich diese Hypothese?
Grrr, ich hasse mein Gehirn! Wo war ich? Perfekter Urlaub und Spaßskala.
Also das Nachdenken über Spaß im Urlaub verdirbt 100%ig den Spaß auf Urlaub.
Hilft mir das weiter? Wenden wir uns lieber wieder der Öde zu.
Die ist jetzt definitiv eingetreten.
Viel Spaß beim nächsten Urlaub, hoffentlich lässt du dein Gehirn zu Hause, du Spaßbremse!

Ich zuckte innerlich zusammen, als ich kratzend über das Blatt Papier geschoben werde.
„Jetzt werde ich sicher gleich wieder geschüttelt.“, denke ich. Und schon passiert es.
„Nachfüllen, du Depp!“, schreie ich tonlos. Aber nein, so wie immer, gleite ich nur kurz elegant über das Papier, dann: kratz. Und schüttel. Und wieder kratz.
Dann nicht normal sondern frustriert geschüttelt.
Dann ekelhaft: abgeschleckt.
„Du bist kein Chow-Chow, und selbst wenn, dann färbt deine blaue Zunge nicht ab!“, wollte ich schreien.
Aber was soll man auch von so einem Erstklässler erwarten. Kennt wahrscheinlich nur Meerschweinchen, wenn überhaupt.
Endlich! Die Lehrerin hält das Gekratze nicht mehr aus und nimmt mich dem Federquäler aus der Hand. Aber nicht, dass sie mich mit ihren zärtlichen Fingern auffüllt, nein, kaltherzig steckt sie mich aufgeschraubt zurück in die schwitzige Kinderhand.
Dieses Gefriemel mit der Tintenpatrone! Unprofessioneller geht es nicht. Kann man dem Kind nicht einen billigen Arbeiterkugelschreiber in die Pratze drücken? Hat ja auch Klettverschlüsse an den Schuhen und keine Schuhbänder.
Endlich wieder aufgefüllt und weiter geht’s auf der Reise in den siebenten Kreis der Hölle.
Die Pausenglocke schrillt.
Endlich vorbei!
Nächste Stunde Lesen, da werden sich die Schulbücher aber freuen!

M – Manchmal bin ich ganz schön traurig.
A – Aber manchmal sitzt mir auch der Schelm im Nacken.
I – Immer ist was los im Raum, der auf meinen Schultern wackelt.
R – Reimen, Wörter bilden, sich Wortkreationen ausdenken.
E- Eine Geschichte daraus entstehen lassen und erzählen.
G – Gegenseitiges Vorlesen und kommentieren.
E – Eigene Denkweisen, Kommentare der anderen überdenken und daran wachsen und sich mehr trauen.
N – Niemals dem Kritiker erlauben die Oberhand zu gewinnen und die Freude daran kaputt machen lassen.

Wenn ich auf Weltreise ginge, müsste ich mir einen sehr ausgefeilten Plan machen.
Da mir schon ein einfaches FIRN-Zuckerl gefühlt den Gaumen verbrennt, müsste ich zuerst wahrscheinlich eine Kulinarische Kochausbildung absolvieren um herauszufinden welche Lebensmittel aus fremden Ländern scharf wären.
Als nächstes stünde auf der Ausbildungsliste „null scharf oder keine Schärfe“ in allen Landessprachen zu lernen um die Gefahr des Verbrennens meines hypersensiblen Gaumens abzuwehren.
Dann wären die Unterkünfte zu checken.
Für Hostels bin ich schon zu alt. Was einem da für Sachen unterkommen, dass möchte ich mir nicht mehr zumuten.
Da möchte ich doch schon die Sicherheit eines für mich absperrbaren Raumes in Anspruch nehmen.
Tja und dann entscheiden wo ich wann hin möchte. Wahnsinn, die Liste wäre ja gefühlt unendlich.
Dann muss man ja bedenken, dass man für alle Wetterverhältnisse packen muss.
Wie viele Koffer müsste ich denn da mitnehmen?
Wenn ich mir das alles so ansehe, bleibe ich doch bei einem Urlaubsort und diese Zeit genieße ich dann aber auch.
Das ist mir alles zu anstrengend!

Beim Betreten der Umkleidekabine schlägt mir die aufgestiegene und angesammelte Hitze entgegen.
Kurz muss ich tief Einatmen um mich daran zu gewöhnen.
Während des Umziehens strömen mir ein paar Gerüche in die Nase.
Ah… interessantes Parfum, da irgendwas nicht Identifizierbares. Oh, dass riecht nach Bratwurst. Schon fließt mir der Speichel im Mund zusammen. Toll, jetzt hab ich Hunger.
Nun ja, umgezogen gehe ich den Gang entlang an dem alte und schon in die Jahre gekommene Plastikblumen in mit Steinen gefüllten Kästen hängen.
Am Geländer festhaltend, gehe ich vorsichtig die harten Steinstufen hinunter. Ziemlich kühl das Geländer. Die Stufen sind gerillt, damit man besseren Halt hat.
In der Halle angekommen eröffnet sich meinen Augen die riesige Schwimmhalle. Vor mir liegt das große Becken mit seinen weißen Fliesen und einem leicht türkisem Wasser. Dann schnalzt mir auch schon der Chlorgeruch in die Nase.
Nachdem ich die Badeschuhe ausgezogen habe, spüre ich die neuen Rillen der Fliesen.
Es ist um einiges kühler als in den Umkleidekabinen, meldet mir meine Haut zurück, in dem mir Gänsehaut darüber läuft.
Die Zehenspitzen ins Wasser getaucht, kommt als erster Impuls: „Hier gehe ich bestimmt nicht hinein. Viel zu kalt!“