Wo Schatten ist, da ist auch Licht,
bla bla, dass hier wird jetzt ein Gedicht.
Ob ich das wollte oder nicht,
es war ja in der Gruppe Pflicht.
Nun ist es kein Tabu,
strengt euch an und hört gut zu.
Sombra heißt er ins Spanische übersetzt,
dort wird er sicherlich sehr hoch geschätzt.
In Englisch heißt er Shadow,
und hängt ständig über Glasgow.
Ombra heißt’s auf Italienisch keck,
und erfüllt auch dort sehr seinen Zweck.
Skiá sagen sie in Griechenland,
man kann ihn sehen, je nach Sonnenstand.
Nur einer hats geschafft ihn zu erschießen,
das war Lucky Luke, zum Glück gab es kein Blutvergießen.
Egal ob hier oder dort,
nun, er ist da, an jedem Ort!
Egal in welche Richtung ich mich also dreh,
ich kann sicher sein, dass ich ihn seh.
Kann sicher sein dass er mir bleibt für immer,
da hilft kein Gezeter und Gewimmer.
Doch schafft man es die Sonne zu verdecken,
so kann man sich vor ihm verstecken.
Monat: März 2025


Episode 1
Seit Anbeginn der Zeit gab es für Tod nur eine Aufgabe. Bei der verstorbenen Person (oder Tier oder sonstigem Lebewesen, das Gott in seiner bürokratischen Allwissenheit als intelligent eingestuft hatte, nur um Tod’s Leben schwer zu machen) in angemessener kultureller Aufmachung zu erscheinen.
Tod’s Kleiderschrank war im Laufe der Zeit überdimensional angewachsen.
„Eine einfache Toga und eine Schere reichen den Menschen ja auch nicht mehr.“, murmelte Tod auf dem Weg durch den unendlichen Kleiderschrank. Mit nostalgischer Freude dachte sie zurück an die gute, alte Zeit, als sie noch gedacht hatte, dass das nix wird mit dem intelligenten Leben im Universum.
Da hatte sie noch für ein paar Millionen Jahre gemütlich ihren Wasserstoff-Cocktail im Pferdenebel geschlürft und „Zack!“, kriecht dieser blöde Erden-Zellhaufen aus der ekelhaften Brühe heraus auf die ländliche Einöde.
Wie sich Gott gefreut hatte, dass sich Milliarden Jahre der Geduld endlich ausgezahlt hatten!
Super-Novas mussten ihr Leben lassen für das geplante Feuerwerk. Die Engel mussten ihren Andromeda-Firmenausflug unterbrechen, um diesem bahnbrechenden Ereignis beizuwohnen.
Gabriel hatte damals nur genickt und mit einem Achselzucken die anderen Engel aufgefordert, Gott für dieses Lebewesen (das sie hinter seinem Rücken mit Anführungszeichen versahen) zu preisen. Gott musste natürlich gleich ein Brainstorming starten, um einen angemessenen Namen für das Tier zu finden. Es begann das übliche Hacken und Stechen in einer Arbeitsgruppe. Uriel wollte zuerst die Menschensprache erfinden, worauf Raphael darauf hinwies, dass Mensch (unter Anführungszeichen) nur ein Arbeitstitel von Gott war, worauf Michael wenig hilfreich „Jehova, Jehova!“ rief. Nun, zumindest waren Steine schon erfunden, wodurch Michael zur Freude aller unter dem Schutthaufen wenigstens nur noch leise mit „Sie wars, sie wars!“ zu hören war. Worauf Raphael hinwies, dass diverse audiovisuelle Errungenschaften des potenziellen Menschen in den Ausschüssen noch sehr kontroversiell diskutiert wurden.
Da musste Tod von ihrem letzten Wasserstoff-Cocktail aufstoßen, was alle außer ihr sehr witzig fanden. Da sie alle auch neidig auf ihre bisherige Arbeitslosigkeit waren, nannten sie das Tier nach dem Geräusch, das Tod dabei gemacht hatte: „Lurch!“
Gott sah, dass es gut war, aber er war auch der Einzige, der das glaubte. Naja, bis auf den Lurch. Der sich extrem toll fand mit seinen 53 Gehirnzellen (unter Anführungszeichen). Tod seufzte: “Also gut, dieses kleine Seelchen werde ich schon raufbringen in den Himmel.“
Worauf Raphael sofort einsetzte, mit „Nenenenene, da gibt’s noch die Arbeitsgruppe mit der Hölle, da will sich Luzifer noch profilieren. Bis dahin gibt’s nur Fegefeuer!“.
Tod sah sich um. Meteoriten stürzten in Lavaseen, giftige Schwefelgase zogen über das Land.
„Ähm, also ich mach bis auf weiteres nix?“, sagte Tod.
„Faktisch ja, mythologisch nein.“, antwortete Raphael kryptisch.
Der stolze Lurch sah nicht mehr ganz gesund aus. Die Meeres-Brühe war wohl immer noch gesünder als die verseuchte Landluft.
„Ah, so läuft das, deswegen bin ich hier?“, sagte Tod.
„Yepp.“, mischte sich Michael ein, der beim Ausgraben aus dem Felshaufen Steinlawinen auslöste, die den Lurch unter sich begruben.
„War ich das etwa?“, sagte er, zuckte mit den Schultern, schüttelte seine goldenen Flügel aus und flog davon.
„Ähm, ich lass dich dann allein, du schaffts das schon!“, sagte Raphael und machte sich auch aus dem Staub.
„Wieder typisch, die Herren Engel verschwinden, wenn es schwierig wird.“, murmelte Tod. Sie wartete auf das Erscheinen der Lurch-Seele. Doch stattdessen krabbelte ein eingedellt aussehender Lurch zurück in das kalte, naja, eigentlich ziemlich heiße, Nass.
Offensichtlich hatte die Arbeitsgruppe „Glück“ das Konzept schon angenommen.
„Das waren noch Zeiten!“, seufzte Tod und setzte ihren Weg durch den Kleiderschrank fort, auf der Suche nach dem Azteken-Bereich für das Mictlancihuatl-Kostüm.